Ergopraxis Das Fachmagazin für Ergotherapie, Thieme Verlag Heft 11/12-2023, Jahrgang 16) ISSN 1869-5507 Seite(n) 6 bis 7 DOI: 10.1055/a-2132-8778 CareLit-Dokument-Nr: 318600 |
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Chatbots ergänzen Psychotherapie – Psychische Erkrankungen In Deutschland sind circa 20 Millionen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Während diese Zahl steigt, müssen Betroffene häufig sehr lange auf einen Therapieplatz warten oder viel Geld dafür bezahlen – wenn sie überhaupt einen bekommen. Um gegen den Mangel an Therapieplätzen vorzugehen, finden sich mittlerweile viele Angebote im Internet, darunter auch Chatbots, die bei psychischen Problemen helfen und die mentale Gesundheit fördern sollen. Solche Chatbots versprechen beispielsweise Hilfe bei Depressionen oder bei der Bewältigung von Ängsten und negativen Gedanken. Teilt man beispielsweise dem Chatbot „thoughtcoach“ eine schlechte, traurige Situation mit zugehörigen Gedanken mit, werden diese positiv umformuliert. Geheilt werden können psychische Erkrankungen damit nicht. Nachgewiesen ist aber, dass die Art und Weise, wie wir über uns selbst denken, durchaus einen Einfluss auf unsere mentale Gesundheit hat – vor allem in Bezug auf Depressionen. Nach Herstellerangaben ist der Chatbot „Mina“ der erste Therapie-Chatbot, der mithilfe von ChatGPT entwickelt wurde. Momentan befindet er sich noch in der Testphase und dient vor allem der Minderung von Prüfungsängsten bei Studierenden. Die Möglichkeit einer Behandlung von weiteren psychischen Beschwerden wie leichten Depressionen soll allerdings folgen. Digitale Therapieangebote können zahlreiche Chancen bieten, wie auch Tobias Renner, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Tübingen, betont. In Großbritannien hat sich darüber eine Art digitaler Chat als Therapiemethode etabliert: Anstatt zur Gesprächstherapie zu gehen, kann man hier Nachrichten mit seinem Therapeuten bzw. seiner Therapeutin austauschen. Das hat einige Vorteile, wie eine britische Studie kürzlich zeigen konnte. Denn die Online-Verhaltenstherapie ist nicht nur ähnlich wirksam wie eine Standardtherapie in Präsenz, sondern auch deutlich günstiger. Durch einen geringeren Aufwand und mehr Flexibilität können Thera- peut*innen entlastet und Patient*innen früher behandelt werden, wodurch insgesamt der Behandlungszeitraum verkürzt wird. Künstliche Intelligenz kann die therapeutische Arbeit sinnvoll ergänzen, sie jedoch nicht ersetzen. Es kann zwar beispielsweise ein Gespräch stattfinden, das menschenähnlich wirkt. Eine unüberlegte oder fachlich falsche Antwort kann aber gerade im Kontext psychischer Gesundheit fatale Folgen haben. mru Teilt man mit den Chatbots negative Gedanken und Ängste, helfen sie dabei, diese in positive Formulierungen zu bringen.© sitthiphong/stock.adobe.com 03 November 2023 © 2023. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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