Das Gesundheitswesen , Thieme Verlag Heft 2-2022, Jahrgang 84) ISSN 1439-4421 Seite(n) 110 bis 116 DOI: 10.1055/a-1312-6439 CareLit-Dokument-Nr: 318600 |
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Zusammenfassung Ziel Trotz wahrgenommener Potenziale, einer Abrechenbarkeit als Regelleistung gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung und verschiedener Fördermaßnahmen hat sich die Online-Videosprechstunde noch nicht als fester Bestandteil des ambulanten Versorgungsalltags etabliert. An längerfristigen quantitativen Untersuchungen zum Nutzungsgrad mangelt es bislang. Diese sind jedoch essenziell für ein besseres Verständnis der Diffusionsprozesse sowie der Auswirkungen von Fördermaßnahmen. Die vorliegende Arbeit stellt einen ersten Schritt in Richtung einer fortlaufenden Begleitforschung dar. Methodik Die Entwicklung des Nutzungsgrades der Videosprechstunde in der ambulant ärztlichen Versorgung wird auf Grundlage von Routineabrechnungsdaten einer großen gesetzlichen Krankenkasse von Beginn der Erstattungsfähigkeit im April 2017 bis Ende 2018 untersucht. Um einen Überblick über die Nutzergruppen zu erhalten, werden zudem relevante und in den Abrechnungsdaten abbildbare Arzt- und Patientencharakteristika (Facharztgruppe, Alter, Region) untersucht. Ergebnisse In den 21 Monaten des Beobachtungszeitraumes wurden insgesamt 320 Videosprechstunden abgerechnet, wobei die Nutzungszahlen in 2018 monatlich bereits doppelt so hoch waren, wie in 2017. Insgesamt nahmen 105 verschiedene Versicherte eine Videosprechstunde in Anspruch. Diese hatten ein Durchschnittsalter von 74,6 Jahren und kamen mit 59,8% vorwiegend aus städtischen Regionen. Unter den insgesamt 30 Ärzten, die Videosprechstunden durchgeführt haben, stellten die Allgemeinmediziner mit 36,7% die größte Facharztgruppe. Schlussfolgerung Die Untersuchung unterstreicht den geringen Stellenwert der Online-Videosprechstunde in der ambulanten ärztlichen Versorgung in den ersten 21 Monaten nach ihrer Einführung. Die Ergebnisse decken sich mit den bisherigen Erkenntnissen aus Kurzfristanalysen und demoskopischen Untersuchungen. Sie deuten darüber hinaus auf erste Nutzungstrends hin, die es im Rahmen einer kontinuierlichen Auseinandersetzung weiter zu untersuchen gilt. Eine entsprechende Begleitforschung sollte den Beobachtungszeitraum fortlaufend ausweiten und eine breitere, kassenübergreifende Datenbasis anstreben. Abstract Objective Despite perceived potentials, billability as a standard service to the statutory health insurance (SHI) and various promotional measures, online video consultation has not yet established itself as a fixed component of everyday outpatient care. Longer-term quantitative studies on the degree of utilisation have been lacking so far. However, these are essential for a better understanding of diffusion processes and the effects of promotional measures. The present study represents a first step towards a continuous examination. Methods The utilisation of video consultations in outpatient care was examined from the beginning of their reimbursability in April 2017 until the end of 2018. In order to get an overview of the user groups, relevant physician and patient characteristics (specialist group, age, region) that can be depicted in the billing data were also investigated. Results During the 21 months of the observation period, a total of 320 video consultations were conducted, with monthly usage figures in 2018 already twice as high as in 2017. Overall, 105 insurants used at least one video consultation (average age 74.6 years; 59.8 from urban regions). Among the 30 doctors who used video consultation, 36.7% were general practitioners, representing the largest group of physicians. Conclusion The study underlines the low significance of online video consultations in outpatient care in the first 21 months after their introduction. The results are in line with previous findings from short-term analyses and demoscopic studies. They also point to initial usage trends that need to be further investigated with extended observation periods and broader data bases across several more statutory insurance companies. Schlüsselwörter Videosprechstunde - Telemedizin - Gesetzliche Krankenversicherung - Marktdurchdringung - Ambulante Versorgung Key words Video consultation - Telemedicine - Statutory Health Insurance - Market Diffusion - Ambulatory Care 07 January 2021 © 2021. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany Literatur 1 Martenstein I, Wienke A. Das neue E-Health-Gesetz : Was kommt auf Kliniken und niedergelassene Ärzte zu?. HNO 2016; 64: 515-516 DOI: 10.1007/s00106-015-0118-2 CrossrefPubMedGoogle Scholar 2 Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen sowie zur Änderung weiterer Gesetze vom 21. 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V. m. § 87a Abs. 4 Satz 1 Nr. 3 SGB V im Zusammenhang mit der Aufnahme der Leistungen nach den Gebührenordnungspositionen 01442 (Videofallkonferenz) und 01444 (Authentifizierung) in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) mit Wirkung zum 1. Oktober 2019 PubMed 11 Kassenärztliche Bundesvereinigung. Videosprechstunden sind jetzt öfter möglich – Vergütung im EBM neu geregelt (10.10.2019). Im Internet: https://www.kbv.de/html/1150_42530.php; Stand: 20.11.2019 PubMed 12 Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale-Versorgung-Gesetz–DVG) vom 9. Dezember 2019 PubMed 13 Drucksache des Deutschen Bundestages 19/0620 vom 26.11.2018: Unterrichtung die die Bundesregierung - Bericht des Bewertungsausschusses zur Überprüfung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes auf die Möglichkeit zur ambulanten telemedizinischen Leistungserbringung. Im Internet: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/060/1906020.pdf PubMed 14 Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG. 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