DIVI Zeitschrift für Notfallmedizin, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. Heft 4-2023, Jahrgang 15) ISSN 1869-716X Seite(n) 220 bis 225 DOI: DOI 10.53180/DIVI.2023.0220-0225 CareLit-Dokument-Nr: 318600 |
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Zusammenfassung Teleintensivmedizin ist die Anwendung variierender Technologien der Telemedizin, um auf einer Intensivstation (ITS) mit Expertinnen und Experten in Echtzeit bettseitige, virtuelle Visiten durch zuführen. Trotz einer Strukturempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und einer existierenden S1-Leitlinie Telemedizin ist die Einführung der Teleintensivmedizin zögerlich. Für die Diagnose und Therapie der Sepsis im Rahmen der Teleinten sivmedizin gibt es zunehmend Daten, die die positiven Effekte im Hinblick auf Leitlinienadhärenz, Aufenthaltsdauer und Sepsis-bezogener Letalität auf der ITS und im Krankenhaus belegen. So wurden in einer deutschen Studie zwischen 2014 und 2015 bei ca. 9,2 % bis 30,6 % Patientinnen und Patienten eine schwere Sepsis oder ein septischer Schock in Teleintensiv-Visiten über die gesamte Studiendauer diagnostiziert. Empfehlungen zu Diagnose oder Therapie gab es insgesamt bei allen Patienten maximal bei 27,5 % respektive 30,4 % der Fälle. Die Adhärenz zu den Leitlinien der „Survi- ving Sepsis Campaign“ (SSC) stieg durch die teleintensivmedizinischen Visiten signifikant auf 76,2 % (3h-Bündel-Maßnahmen) respektive 95,2 % (6h-Bündel-Maßnahmen) an. Die Etablierung eines in novativen Telemedizin-Netzwerks für stationäre und ambulante Patientinnen und Patienten in NRW (TELnet@NRW) konnte ebenfalls die positiven Effekte der tele(intensiv)medizinischen Visiten bestä tigen. Auch im ambulanten Bereich stieg die Adhärenz zu Leitlinien der Antibiotikatherapie. Im bes ten Fall wird durch den teleintensivmedizinischen Expertenrat ein Interhospitaltransfer unnötig. Wird die teleintensivmedizinische Visite mit Entscheidungsbefugnis ausgestattet, können die Letali tät der Sepsis und auch die Aufenthaltsdauer reduziert werden. Eine Weiterentwicklung der Fähig keiten, die KI (künstliche Intelligenz) zur Unterstützung des Personals leisten kann, hat das Poten zial, durch Spracherkennung die Dokumentation und die Therapieentscheidung in der Sepsis zu ver bessern. Gelingen kann das durch Algorithmen zur Optimierung einer personalisierten Intensivme dizin und Teleintensivmedizin. Exzellenzzentren der Teleintensivmedizin sind hier ein möglicher effizienter und schneller Weg, um auch in ländlichen Gebieten die fachärztliche Expertise aus den Zentren in die Peripherie zu bringen.
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