Psychiatrische Pflege Heute , Thieme Verlag Heft 6-2023, Jahrgang 29) ISSN 1439-0213 Seite(n) 311 bis 311 DOI: 10.1055/a-2154-2130 CareLit-Dokument-Nr: 320705 |
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Bühler F, Meyer G, Beutner K. Teilhabe von Pflegeheimbewohner*innen aus der Sicht professionell Pflegender. Eine qualitative Querschnittsstudie. Pflegewissenschaft 2023; 5: 347–356 Hintergrund: Laut der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ist Teilhabe eine zentrale Komponente der funktionellen Gesundheit – und eine relevante Zielsetzung pflegerischer Versorgung. Was Pflegende selbst unter Teilhabe verstehen, ist kaum bekannt. Die Studie verfolgte zwei Zielsetzungen: 1. Analyse des pflegerischen Teilhabeverständnisses, 2. Abgleich des pflegerischen Verständnisses von Teilhabe mit der Teilhabedefinition der ICF. Methode: In drei leitfadengestützten Fokusgruppeninterviews mit jeweils 10 Pflegenden der stationären Langzeitpflege wurde deren Sichtweise auf die Teilhabe von Pflegeheimbewohner*innen erörtert. Die Daten wurden anhand der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse: Aus dem Datenmaterial wurden 6 Teilhabekategorien erarbeitet, 4 Kategorien (K) gliederten sich in 2 Unterkategorien (UK): K 1: Pflegeeinrichtung als eigenen Wohnraum wahrnehmen; K 2: sich beschäftigen, Kontakte knüpfen, Gemeinschaft erleben; UK 2.1: in individuellen Beschäftigungsbedürfnissen unterstützt, respektiert werden; UK 2.2: Pflegeeinrichtung als sozialen Ort in der Mitte der Gesellschaft wahrnehmen; K 3: Beziehung zu Pflegenden eingehen; K 3.1: Beziehung zu Pflegenden als respekt- und vertrauensvoll erleben; K 3.2: bedürfnisgerechte Kommunikationsangebote erhalten; K 4: Professionalität erleben, Individualität ausleben; K 5: Pflegende als Fürsprecher*innen wahrnehmen; K 6: Selbstbestimmung in der Pflegeeinrichtung leben. In den Aussagen der Pflegenden waren zahlreiche Aspekte des Teilhabebegriffs der ICF enthalten. Unter anderem in den Domänen „Kommunikation“ und „interpersonelle Interaktion und Beziehung“ wurde jeweils ein hoher Anteil an Items genannt, was die Betonung von Beziehungsgestaltung (K 3.1) und Kommunikation (K 3.2) sowie die Förderung von Beziehung unter Bewohner*innen (K 2.1, K 2.2) als teilhaberelevante Aspekte betont. Mit circa 57 % lag eine mittlere Übereinstimmung zwischen dem Teilhabebegriff der ICF und den paraphrasierten Aussagen der Pflegenden vor. Fazit: Als wichtiges Element von Teilhabe wurde Selbstbestimmung beschrieben. Teilhaberelevant sind die Individualität und Bedürfnisse der Bewohner*innen. Teilhabe bedarf nicht nur individuelles, pflegerisches Handeln, sondern muss als übergeordnete Zielsetzung des gesamten Versorgungsprozesses verstanden werden. Hierzu sind auch strukturelle und organisatorische Veränderungen stationärer Pflegeeinrichtungen notwendig. Gitte Herwig Marquardt N. Selbstwirksamkeit als ein beeinflussender Faktor in der Wundbehandlung von Menschen mit chronischen Wunden – ein Scoping Review. Self-efficacy as an influence factor in the wound treatment of people with cronic wounds – a scoping review. WUNDmanagement 2021; 2: 72–80 Hintergrund: Da die Anzahl von Menschen mit chronischen Wunden zunimmt, steigt auch der Bedarf an Pflege. Dabei liegt der Fokus darauf, die Betroffenen zu unterstützen und ihr Selbstmanagement zu fördern. Von großer Bedeutung ist der Faktor Selbstwirksamkeitserwartung. Die Studie ging der Frage nach: Welches aktuelle forschungsbasierte Wissen besteht zum Konzept der Selbstwirksamkeit von Menschen mit chronischen Wunden? Methode: Es wurde ein Scoping Review (= Übersichtsarbeit, mit der ein bisher noch eher unbekanntes Themenfeld exploriert werden soll) durchgeführt. Eingeschlossen wurden sowohl Studien mit qualitativem Forschungsansatz (Theorien formulieren; subjektive, individuelle Erkenntnisse über Einstellungen, Handlungen) als auch mit quantitativem Forschungsansatz (Theorien überprüfen; Messungen, Zählen, Analyse statistischer Daten) mit unterschiedlichen Designs. Die Literaturrecherche erfolgte in den Datenbanken Cochrane Library, Medline, Embase, CINAHL, PsycInfo. Ergebnisse: Insgesamt konnten 8 Studien identifiziert werden. In der Patient*innengruppe mit diabetischem Fußulkus zeigte sich unter anderem, dass eine niedrige Selbstwirksamkeit mit einer höheren Prävalenz eines diabetischen Fußulkus und einer geringeren Heilungswahrscheinlichkeit in Bezug steht. In der Patient*innengruppe mit Ulcus cruris venosum konnte unter anderem eine hohe Adhärenz zu einem speziellen Übungsprogramm signifikant positiv mit einer hohen Selbstwirksamkeit in Verbindung gebracht werden. Eine andere Studie zeigte, dass die Selbstwirksamkeit bei Übungen, die leicht in den Alltag der Patient*innen integriert werden konnten, höher ist als bei Übungen, die den Tagesablauf unterbrachen. In beiden Gruppen konnte ein Zusammenhang zwischen niedriger Selbstwirksamkeitserwartung und depressiven Symptomen gefunden werden. Fazit: Als zentrales Ergebnis konnte der Einfluss einer gut geplanten Begleitung der Patient*innen durch das therapeutische Team festgestellt werden. Die Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden erfordert ein umfassendes Verständnis für die Lebenswelt der Patient*innen: Den psychosozialen Faktoren muss mindestens so viel Aufmerksamkeit zukommen wie der Versorgung der Wunde – letzteres erfordert aktuelles Wissen zur Wundbehandlung. Patient*innen mit einer geringen Selbstwirksamkeit und depressiven Symptomen sollten aufgrund eines erhöhten Risikos für ein diabetisches Fußulkus frühzeitig erkannt werden. Gitte Herwig 04 December 2023 © 2023. Thieme. 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