Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement , Thieme Verlag Heft 2-2024, Jahrgang 29) ISSN 1432-2625 Seite(n) 78 bis 80 DOI: 10.1055/a-2254-3953 CareLit-Dokument-Nr: 318600 |
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Rheumatische Erkrankungen (RE) und muskuloskelettale Erkrankungen betreffen mehr als 40% der europäischen Bevölkerung und verursachen bei Betroffenen erhebliche Beeinträchtigungen, Schmerzen und eine verkürzte Lebenserwartung [1]. Zudem stellen RE eine beträchtliche wirtschaftliche und sozioökonomische Belastung dar, die sich in Europa auf mehr als 240 Milliarden Euro pro Jahr beläuft [2]. Die derzeit verfügbaren Therapiemöglichkeiten dienen lediglich der Symptomlinderung und verursachen im Falle medikamentöser Therapieansätze bei vielen Betroffenen erhebliche Nebenwirkungen, die die Lebensqualität jedes Einzelnen massiv einschränken. Da die genauen Ursachen und molekularen Ereignisse, die zum Ausbruch von RE führen und die Krankheitsaktivität beeinflussen, bisher nur unzureichend erforscht sind, ist eine gezielte Behandlung und Heilung von RE derzeit nicht möglich. Studien der letzten Jahre deuten jedoch darauf hin, dass eine schädliche Veränderung der Darmmikrobiota (Darmdysbiose) zur Entstehung und Entwicklung einer Reihe von RE beiträgt [3]. Die Darmdysbiose kann zur Folge haben, dass vermehrt bakterielle Verbindungen freigesetzt werden, die eine Immunantwort auslösen. Dazu gehören insbesondere die immunologisch hochaktiven Lipopolysaccharide (LPS), die im menschlichen Körper als Endotoxin wirken können und daher als wichtige Virulenzfaktoren bei verschiedenen Infektionskrankheiten gelten und entzündliche Prozesse begünstigen. Eine oftmals damit einhergehende erhöhte intestinale Permeabilität der Darmbarriere erleichtert die Translokation von Darmbakterien und bakterieller Effektormoleküle, wie LPS, über die Darm-Blut-Schranke in den Blutkreislauf. Die systemische Zirkulation dieser Moleküle im Körper, die als systemische Endotoxämie (SE) bezeichnet wird ([Abb. 1]), führt schließlich zu lokalen und systemischen Entzündungen, die sich als chronische rheumatische Erkrankungen manifestieren können. Abb. 1 Visualisierung des Translokationsprozesses von Bakterien und bakterieller Effektormoleküle in den Blutkreislauf als mögliche Ursache für die Manifestierung chronisch rheumatischer Erkrankungen. 23 April 2024 © 2024. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany Literatur 1 Busse R, Blümel M, Scheller-Kreinsen D, Zentner A. Tackling chronic diseases in Europe. The European Observatory on Health Systems and Policies. 2010 ISBN: 9789289041928. PubMedGoogle Scholar 2 Bevan S. Economic impact of musculoskeletal disorders (MSDs) on work in Europe. Best Pract Res Clin Rheumatol 2015; 29: 356-373 DOI: 10.1016/j.berh.2015.08.002. CrossrefPubMedGoogle Scholar 3 Zhong D, Wu C, Zeng X. et al. The role of gut microbiota in the pathogenesis of rheumatic diseases. Clin Rheumatol 2018; 37: 25-34 DOI: 10.1007/s10067-017-3821-4. CrossrefPubMedGoogle Scholar
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