DIVI Zeitschrift für Notfallmedizin, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. Heft 2-2024, Jahrgang 16) ISSN 1869-716X Seite(n) 59 bis 65 DOI: DOI 10.3238/DIVI.2024.0059-0065 CareLit-Dokument-Nr: 318600 |
|
Die Fortschritte in der pädiatrischen Intensivmedizin haben zu deutlich verbesserten Überlebensraten bei schwerkranken Kindern geführt. Etwa 70 % dieser Kinder überleben, und immer mehr Kinder verlassen die pädiatrische Intensivstation (PICU) mit komplexen chronischen Erkrankungen und Langzeitkompli kationen, die als Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS) zusammengefasst werden. Dieses besteht aus kör perlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Folgeerscheinungen bei den Patienten sowie Verände rungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und psychologischen Problemen wie posttraumati schen Belastungsstörungen, Schlaf- und Angststörungen. Diese Aspekte betreffen neben dem Patienten (PICS-p) auch Eltern und Geschwister (PICS-f). Vielversprechende sekundärpräventive Maßnahmen ste hen mit den sogenannten ABCDEF-Bundles der ICU-Liberation Collaborative der Society of Critical Care Medicine zur Verfügung. Diese ABCDEF-Bundles bestehen aus Elementen zur (A) Beurteilung, Vorbeu gung und Bewältigung von Schmerzen, (B) spontanen Aufwach- und Atemversuchen (SAT/SBT), (C) Wahl der Analgesie und Sedierung, (D) Beurteilung, Vorbeugung und Bewältigung von Delirium, (E) früh zeitige Mobilität und Bewegung und (F) Einbeziehung und Befähigung der Familie. In der Erwachsenen intensivmedizin zeigt die Bundle-Implementierung signifikante Verbesserungen des Überlebens, kürzere Beatmungszeiten, weniger Koma und Delirium wie auch weniger Langzeitfolgen der Intensivbehandlung. Die Forschung zu PICS bei Kindern und möglichen präventiven oder therapeutischen Maßnahmen ist noch unzureichend. Ein offensichtlicher Unterschied zu erwachsenen Patienten ist die große Bandbreite an unterschiedlichen Entwicklungsstufen bei Kindern und die noch engere Beziehung zwischen Patien ten und Familie. PICS ist nicht harmlos und hat wichtige, lang anhaltende Folgen für kranke Kinder und deren Familien. Die Betreuung eines kritisch kranken Kindes darf nicht nur auf das akute lebensbedrohli che Ereignis beschränkt sein, sondern muss weit über die Intensivbehandlung hinausgehen und auf die Überlebensqualität fokussiert sein. Diese Verantwortung liegt nicht nur bei den Ärzten und Pflegekräften der Intensivstation, sondern bei einem Team aus allen an der Intensivtherapie beteiligten Berufsgruppen, der Familie und auch der Gesellschaft.
{{detailinfo.data.api.data.document[0].apa}}
{{detailinfo.data.api.data.document[0].vancouver}}
{{detailinfo.data.api.data.document[0].harvard}}