„Mit den Schwächsten beginnen“ impliziert einen veränderten Blickwinkel: Sie an den Beginn des Denkens zu stellen, heißt, ihnen einen Stellenwert beizumessen, der sie ins Zentrum rückt: Etwas wird durch sie sichtbar, was für gewöhnlich verdeckt ist, etwas, das richtungsweisend und impulsgebend für das Nachdenken über die Menschlichkeit ist. Mit Vehemenz stand seiner- zeit der jüdische Philosoph Emmanuel Levinas dafür ein, dass die Menschlichkeit gerade nicht mit dem handlungsmächtigen, sich selbst behauptenden und sich selbst verwirklichenden Ich ansetzt, und widerspricht damit der Wesensbestimmung des Menschen, die der klassische Humanismus propagiert hatte. Menschlichkeit ereignet sich nach Levinas dort, wo man sie viel- leicht am wenigsten vermutet hätte: in der Verwundbarkeit, in der Verletzlichkeit, im Affiziert- werden vom anderen Menschen, und zwar gerade durch seine Verletzlichkeit, seine Schwäche und seine Sterblichkeit. Denn nur weil Menschen verwundbar sind, ereignet sich das Wunder der Nähe (vgl. Czapski 2017, 14).
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